Banken drohen Bitcoin-Besitzern mit Kündigung

Banken drohen Bitcoin-Besitzern mit Kündigung

Wer Gewinne von Kryptobörsen aufs eigene Bankkonto transferieren will, blitzt bei heimischen Finanzinstituten schnell ab. Selbst kleinere Beträge können zum Problem werden
Martin Stepanek 10. Dezember 2021, 07:00

Kryptowährungen bleiben umstritten. Banken argumentieren ihre Ablehnung mit den strengen Finanzmarktregeln.

Die Akzeptanz von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum steigt. Davon zeugt auch die Steuerreform, die künftig klare Regeln für den Besitz und die Veräußerung der digitalen Münzen vorsieht. Zu den österreichischen Banken dürfte diese Akzeptanz allerdings noch nicht durchgedrungen sein. Diverse STANDARD-Leserinnen und -Leser berichten von Problemen, wenn sie ihre legal erzielten Euro-Gewinne von Kryptobörsen auf ihr Bankkonto überweisen wollen oder umgekehrt zu diesen Beträge überweisen.
Kleine und große Summen betroffen
Dabei spielt es offenbar keine Rolle, ob es sich um große Summen oder auch nur wenige Tausend Euro handelt. Einer Raiffeisen-Kundin (Name der Redaktion bekannt, Anm.) richtete ein Betreuer schriftlich aus, dass die Bank einen "sehr restriktiven Umgang bei Transaktionen mit Kryptowährungen pflegt" und daher von Überweisungen von Kryptoplattformen generell Abstand zu nehmen sei. Die Kundin hatte die Bank proaktiv kontaktiert, um die Überweisung anzukündigen. Sie soll auch darauf hingewiesen haben, dass hinsichtlich Gewinne und Steuerabgaben alles richtig dokumentiert wurde.
Bei einem wohlhabenderen Kunden wiederum wurde die Erste Bank bereits aktiv, als dieser von seinem Bankkonto weg Überweisungen auf eine ausländische Kryptobörse tätigte. Telefonisch wurde ihm mitgeteilt, dies zu unterlassen, und eine Kündigung der Geschäftsbeziehung in den Raum gestellt. In einem weiteren Schritt wurde ihm bei diversen Geschäftskonten sowie Firmenkonten, die mit seinem Namen in Verbindung stehen, der Überziehungsrahmen gestrichen, wie der Geschäftsmann dem STANDARD mitteilte.
Geldwäsche und die Finanzmarktaufsicht
Derartige Beschwerden dürften jedoch nicht auf die beiden genannten Bankengruppen beschränkt sein, wie ein Blick in Krypto-Diskussionsforen zeigt. Als Grund führen die Banken die strengen Vorgaben der Finanzmarktaufsicht (FMA) an. "Die 2021 vom Finanzministerium veröffentlichte nationale Risikoanalyse stuft die Bedrohung, dass virtuelle Währungen für Geldwäscherei missbraucht werden, mit einem hohen Risiko ein", sagt Michael Huber, Pressesprecher der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, auf STANDARD-Nachfrage.
Diese Risikobewertung habe bei Transaktionen im Zusammenhang mit Kryptowährungen zu den erhöhten Anforderungen geführt. Die Bank rät Kunden daher in Bezug auf Kryptowährungen, "alle Unterlagen und Dokumente sorgfältig aufzubewahren, damit bei allfälligen Rückfragen der Nachweis der Wertsteigerung beziehungsweise die Herkunft der eingesetzten Mittel erbracht werden kann".
Kritik an monatelangem Prüfverfahren
In der Praxis sei das aber nur bedingt hilfreich, kritisiert der auf Kryptofragen spezialisierte Treuhänder Georg Brameshuber im Gespräch mit dem STANDARD: "Wie meine Erfahrung zeigt, müssen beanstandete Transaktionen den langwierigen Compliance-Prozess der Bank durchlaufen. Selbst wenn Kunden alles sauber dokumentieren und die Unbedenklichkeit beweisen können, dauert es oft mehrere Monate, bis das Ganze geklärt und freigegeben ist."
Die Ablehnung, die Kryptoinhabern bei manchen Banken pauschal entgegenschwappe, kann Brameshuber ebenso wenig verstehen wie die unterschiedlichen Signale, die vonseiten der Finanzmarktaufsicht und des Finanzministeriums ausgesendet werden: "Einerseits legalisiert man Krypto mit der geplanten Steuerreform. Andererseits stellt man sämtliche Transaktionen automatisch unter Geldwäscheverdacht, obwohl die meisten Kryptowährungen auf der Blockchain leicht nachverfolgbar sind."
Das deutsche Finanzministerium sei bei seiner Risikobewertung daher zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko für Geldwäsche gering bis niedrig sei. Dazu komme, dass mittlerweile etwa 25 österreichische Kryptodienstleister bei der FMA registriert seien. All diese in die Nähe krimineller Machenschaften zu stellen sei einigermaßen absurd und auch der Innovation heimischer Start-ups nicht förderlich, sagt Brameshuber.
Bitpanda ortet "kein Problem"
Bei der größten heimischen Kryptobörse Bitpanda versucht man indes zu beschwichtigen. "Anders als diverse ausländische Unternehmen verfügen wir über die notwendigen Lizenzen. Bei Überweisungen zu heimischen Banken kommt es daher zu keinen Problemen", sagt Bitpanda-CEO Eric Demuth zum STANDARD.
Dass etwa ein Kundenbetreuer der Raiffeisen-Bank in einem konkreten Fall eine Transaktion dezidiert von Bitpanda ablehnte, will er nicht überbewerten. "In der Praxis wird auch bei Raiffeisen nichts blockiert. Wir befinden uns in einem guten und regelmäßigen Austausch und haben mit Pantos sogar ein gemeinsames Kryptoprojekt."
Finanzmarktaufsicht sieht Banken im Recht
Bei der Finanzmarktaufsicht bläst den heimischen Kryptodienstleistern aber weiterhin kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Nur weil der Finanzminister zum Schluss komme, dass Kryptowährungen eine gute Sache seien, heiße das noch lange nicht, dass Banken ihren Sorgfaltspflichten in puncto Bekämpfung von Geldwäsche nicht mehr nachkommen müssten, heißt es aus dem Umfeld der FMA.
Ein Sprecher teilt dem STANDARD zudem mit, dass keine Bank verpflichtet werden könne, Geschäftsbeziehungen mit einem Kunden zu unterhalten. Auch auf die Durchführung beziehungsweise den Empfang von Transaktionen gebe es keinen Rechtsanspruch, wenn die Bank nicht sicher sei, ob die Gelder sauber seien. "Krypto-Assets sind immer noch weitgehend unreguliert. Die FMA folgt europäischen und nationalen Gesetzen. Solange sich die Gesetze nicht ändern, kann auch die FMA ihre Herangehensweise nicht ändern", teilt die FMA mit.
Unsichere Situation für Kunden
Für Kunden, die legal zu Kryptogewinnen gekommen sind und das auch beweisen können, bleibt die Unsicherheit, wie das Geld wieder sicher auf das eigene Bankkonto transferiert werden kann. Denn Gewinne bei unregulierten ausländischen Kryptobörsen zu lassen birgt naturgemäß ein Risiko.
Bei der Erste Bank rät man Kunden daher, Informationen und Dokumente bereits vor Durchführung von Transaktionen mit Bezug zu Kryptowährungen zu übermitteln. Auch sie beruft sich in ihrer restriktiven Handhabe auf die gesetzlichen Geldwäschebestimmungen.
Wenig Verständnis für die ablehnende Haltung der Banken zeigt auch Florian Wimmer vom Kryptosteuern-Start-up Blockpit: "Im Vergleich zu 2017/18, wo der gesamte Kryptomarkt tatsächlich noch wie der wilde Westen war, hat sich für Krypto-Inhaber mittlerweile vieles verbessert. Es kommt allerdings immer noch sehr auf die Bank und den jeweiligen Berater an."
Den Banken empfiehlt Wimmer jedoch dringend, Know-how zu dem Thema aufzubauen. "Geschieht dies nicht, werden sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren den Großteil ihrer Kunden verlieren", ist Wimmer überzeugt. (Martin Stepanek, 10.12.2021)

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