Statement des Mod-Teams bzgl. des offenen Briefes an Reddit/Spez

Nachdem ich meine Version von gestern gelöscht hatte, weil ich mit der Zitierfunktion von Reddit nicht zurechtgekommen bin, versuche ich das jetzt erneut.

Mein Tourguide durch diesen Thread und die Probleme, die ich mit diesem Statement habe

Zunächst nehmen wir uns das Statement an sich mal vor und davon zwei Absätze, die für den Gesamteindruck am Problematischsten sind.

Einige der folgenden Positionen wurden mir auch per Modmail (dort aber anonym) bestätigt.

  1. Worum geht es?

Das Subreddit "AgainstHateSubreddits" veröffentlicht einen offenen Brief, in dem die Probleme mit Rassismus auf Reddit angesprochen und Forderungen zur Verbesserung der Situation gestellt werden.

Diesem Aufruf haben sich, Stand 10. 06. 2020, rund 650 Subreddits angeschlossen. Das ist ein überwiegend symbolischer Akt, aber der Brief ist knackig formuliert und beinhaltet meiner Ansicht nach gute Ansätze. Das Hauptthema ist natürlich Aufmerksamkeit - ein Boot wie Reddit kentert nur, wenn viele Leute dran wackeln.

Die Moderatoren von /r/de beteiligen sich nicht an diesem Aufruf zur Bekämpfung von Rassismus und Hate Speech auf Reddit.

Die Begründung steht in diesem Statement, das binnen weniger als 24 Stunden "entpinnt" wurde. Damit wurde dem Problem noch mehr Sichtbarkeit genommen.

2a. Warum entscheiden die 17 Mods von /r/de, ob /r/de als Ganzes auf dieser Liste stehen soll?

Diese Frage stellen sich neben mir noch mindestens zwei weitere Nutzer. Quellen: Lord_Hohlfrucht, JoeScylla

Im Statement selbst spricht der Autor für das gesamte Sub (Zitat: "wir als /r/de").

Man entscheidet "im Sinne unserer Nutzerschaft", was aber "ganz klar" "nicht basisdemokratisch laufen" kann Quelle.

Warum kann es nicht basisdemokratisch laufen? Es fehlen die Tools, um die Meinung aller Nutzer von /r/de zu erfassen Quelle.

Das ist ein legitimer Einwand. Aber sind denn die Mods von /r/de demokratisch gewählt, damit sie "im Sinne unserer Nutzerschaft" handeln?

Die Mods von /r/de werden, so habe ich in diesem Thread erfahren, von den bestehenden Mods aus einer Liste von Bewerbern ausgesucht. Mindestens ein Mod hält dieses Prozedere für "demokratisch" Quelle, bis die anderen Mods ihm erklären, dass das nicht so ist Quelle

2b. Mit welcher Begründung unterschreiben die Mods nicht?

Kommen wir zum meiner Ansicht nach problematischsten Absatz: der Begründung und dem Umgang mit dieser Begründung. Die Begründung sei hier in Gänze zitiert:

Zuvörderst sei gesagt, dass bei Durchsicht der Liste der unterzeichnenden Subs eine größere Zahl von Subreddits heraussticht, mit denen wir uns absolut nicht gemein machen wollen, weil sie für vieles stehen, was gerade falsch läuft mit Reddit. Subreddits, wo Rassismus o.ä. nicht nur toleriert, sondern auch noch gefördert wird. Unserer Meinung nach zeigt dies, dass teilweise einfach nur gegen /u/spez gestänkert werden soll, ohne, dass wirklich hinter den Zielen gestanden wird. Auch wurden wir nicht im vorhinein gefragt, ob wir uns an der Aktion beteiligen wollen; da spez bereits auf die Kritik geantwortet hat, wird es im Effekt keinen Unterschied machen, ob /r/de letztendlich in der Liste auftaucht oder nicht. Schlussendlich glauben wir nicht, dass der Brief die Gebiete adressiert, wo wir als /r/de Probleme mit der effektiven Bekämpfung von Rassismus o.Ä. und fragwürdigen Gestalten haben.

Es gibt also insgesamt 4 Gründe, nicht zu unterschreiben. Diese sind (Geschwurbel entfernt):

  • Mehrere Subreddits haben unterschrieben, die Rassismus nicht nur tolerieren, sondern fördern.

  • Es wurde nicht vorher gefragt, ob man sich an der Aktion beteiligen möchte.

  • Der im offenen Brief Angesprochene hat bereits geantwortet

  • Der Brief addressiert nicht die Gebiete, mit denen "wir als /r/de" Probleme haben.

Die anderen Subreddits stehen als Grund an erster Stelle, qualifiziert mit "zuvörderst", was Wichtigkeit impliziert ("in erster Linie, zuerst, vor allem" laut Duden, Wiktionary).

Alle vier Gründe zusammen kommen auf etwa 900 Zeichen, davon nimmt der erste Grund "Subreddits" mit 480 Zeichen mehr als 50% in Anspruch.

Dennoch ist der Grund, der an erster Stelle steht, mit "zuvörderst" qualifiziert wird und mehr als die Hälfte vom Platz im Absatz "Gründe" einnimmt, offenbar nicht der Wichtigste, da die Reihenfolge (und "zuvörderst") "keinerlei Gewichtung der Argumente" bedeuten Quelle und "nur einer von mehreren Gründen" ist Quelle.

"Die anderen Subreddits" nimmt aber so viel Platz ein und wird als Erstes genannt, dass Menschen gerne wissen möchten, welche das sind.

  1. Die Frage nach den Anderen

Früh kommt die Frage auf, die anderen Subreddits zu benennen, die unterschrieben haben und auf die das zutrifft. Quellen (u.a.): Quinlow, Decent-Lie, guery64

Bereits vorher wird aber diese Begründung von den Moderatoren in mehrere Richtungen aufgebohrt (Textauszeichnung kursiv von mir):

"Das heißt nicht, dass nicht auch "gute" Subs dazwischen (unter den Unterschreibern, Anm. d. Red.) sind" Quelle

"Einige der Subs auf der Liste sind selbst Teil des Problems von Reddit. Dort ist Rassismus in den Subs an der Tagesordnung" Quelle

"Es gibt Subs in der Liste, die in einem breiten Konsens als problematisch angesehen werden." Quelle

"vielleicht nicht aktiv Rassismus promoten, aber [...] regelmäßig mit der Durchsetzung der Regeln in der Hinsicht massiv zu wünschen übrig lassen" Quelle

Dann benennt ein Mod drei Subs, die er für problematisch hält: BDS, ChapoTraphouse und Sino. Das Problem: ChapoTraphouse und Sino stehen gar nicht auf der Liste. Es verbleibt 1 tatsächlich problematisches Subreddit mit undifferenzierter Israelkritik. Quelle im Parent, da editiert

Das fällt auf. Der Mod, der zumindest ein problematisches Subreddit benennen konnte, ist zu müde, um weitere zu benennen. Quelle Auch am nächsten Tag folgt keine Liste.

Ein anderer Moderator nennt /r/cringepics - eine Community mit Bildern zum Fremdschämen - und enthält sich weiterer Nennungen, denn (Fettung von mir):

"Die Liste geht noch weiter, aber du wirst verstehen, dass wir (bzw. ich jetzt in diesem Kommentar) nicht diversen Leuten an Karren fahren will. Das betrifft auch Subs, in denen einige unserer eigenen Community-Mitglieder Mod-Arbeit verrichten" Quelle

Ab hier wird dann jede Form von Transparenz aufgegeben und eine Liste mit den problematischen Subreddits kategorisch ausgeschlossen (dies auch mir gegenüber noch mal per Modmail als - so nehme ich an - Konsens der Mods bestätigt):

"wir werden keine offizielle Liste herausgeben, an welchen Dingen wir uns stören. Wenn das deinen Transparenz-Ansprüchen nicht genügt, dann ist das so und wir kommen da halt nicht zueinander." Quelle

Halten wir das fest: es gibt entweder einige oder viele Subreddits, die entweder Rassismus fördern, tolerieren oder nicht ausreichend moderieren, und die werden als der Grund mit dem meisten Raum in der Liste von Gründen genannt, aber die Nutzerschaft von /r/de darf nicht wissen, welche das sind, weil möglicherweise einige davon von Community-Mitgliedern von /r/de moderiert werden (?!).

  1. Was tun die Mods statt dessen?

Als der letzte Grund, warum man nicht zu den Unterstützern dieses Briefs zählt, ist, dass nach Ansicht der Mods die im Brief gelisteten Mittel nicht angemessen wären (Quelle: OP).

In Verkennung dessen, dass es sich hier um einen symbolischen Akt handelt, mit dem Reddit signalisiert werden könnte, dass viele Communities Handlungsbedarf sehen, sprechen die /r/de-Mods lieber direkt mit den Admins.

Laut den Mods ist ein für die Nutzer von /r/de nicht nachvollziehbares Gespräch einer Mod-Clique mit den Admins "wesentlich effektiver, als einfach nur ein Kürzel zwischen hunderte Subs zu setzen" (Quelle: OP).

/r/de Thread