Wie ist/war die Jugend am Land bei euch?

Meine Jugend war nicht besonders aufregend. Was ich aber sehr schätze, ist dass ich viele Menschen kennen gelernt habe, aus allen möglichen Schichten. Ein Vater, der das ganze Geld seiner Familie für Einkäufe verschmissen hat. Der in seinem Keller Fotos von halbnackten Frauen gemacht hat, während oben seine Kinder und Frau waren. Ein anderer Vater, der so skrupellos war, dass er seine Geliebte mit in sein Haus genommen hat und somit seine Frau konfrontiert hat. Eine Jugendliche, die Drogen genommen hat und sich die Hände geritzt hat. Ihr Freund, der versucht hat sich mit dem Typ anzufreunden, mit dem sie fremdgegangen ist. Ein anderer Jugendlicher, der mir gesagt hat, dass ich das Leben lockerer nehmen sollte und der später versucht hat sich in den Tod zu saufen. Er hat eine Wettlokal überfallen und wanderte dafür ins Gefängnis. Einen Studenten, der mich im Zug angesprochen hat, der acht Sprachen gesprochen hat und mir Fotos gezeigt hat, wie er George W. Bush die Hand geschüttelt hat. Die Klassenkollegen im Gymnasium, die aus der oberen Gesellschaftsschicht gekommen sind und genauso unterschiedlich waren wie alle anderen. Mein Zeichenlehrer, der einer Freundin im Unterricht auf den Hintern gegriffen hat und sie allein nach Hause fahren wollte nach einem Ausflug. Mein Mathelehrer, der immer wieder betont hat, dass Mädchen zu dumm für Mathe wären. Meine Kindergärtnerin, die wir alle gehasst haben, weil sie so unfreundlich war.

Ich finde das Wichtigste im Leben sind die Menschen, mit denen man aufwächst. Nach fast zehn Jahren in der Stadt kann ich sagen, dass es schon stimmt, dass es große Unterschiede zwischen Land und Stadt gibt. Es hat schon was, wenn man jemanden trifft, der auch in einem Kuhkaff aufgewachsen ist. Das schafft eine gewisse Verbindung, die reine Stadtmenschen nie verstehen würden.

/r/Austria Thread