Gesellschaftsdroge Alkohol - Guter Rausch, böser Rausch

Ich trinke auch nach wie vor zu bestimmten Anlässen, aber bin zunehmend kritisch gegenüber Alkohol eingestellt. In letzter Zeit sind in meinem Bekanntenkreis gehäuft Fälle von Alkoholsucht eingetreten, die mich in der Sache bestätigen. Ich kann es immer weniger fassen, wie viele Menschen Alkoholprobleme haben und wie viele unnötige Unfälle und andere Tragödien sich durch "gewöhnlichen" Alkoholkonsum ereignen, ohne das jemand unsere Trinkkultur ernsthaft hinterfragen würde.

Vor einiger Zeit hatte ich in der Hinsicht auch eine kleine Einleuchtung. In einer Nacht, in der ein großes Stadtfest stattfand, fuhr ich mit dem Zug und von den wenigen andere Fahrgästen waren die meisten stockbesoffen. Einer hat einfach mehrmals in den Zug gekotzt und ein junges Mädchen war praktisch bewusstlos und musste von zwei Freunden an ihrer gemeinsamen Haltestelle mit je einem Arm um die Schultern herausgeschoben werden, weil sie nicht mehr alleine aufrecht gehen konnte. In dem Moment hat sich scheinbar auch keiner der anderen Fahrgäste wirklich was aus der Situation gemacht. An sich kennt wohl auch jeder von uns solche Szenen und ich bin nicht stolz drauf, aber in meiner Jugend habe ich ähnliches selbst gemacht. Ich kenne auch genug Leute, die über sowas dann am nächsten Tag, oder zumindest wenn der Kater verflogen ist, auch noch lachen können. Nur mir kam dann der Gedanke: Wie würden die Leute denn bitte reagieren und was würden sie denken, wenn jemand aufgrund illegalen Drogenkonsums ("Junkie") bewusstlos im Zug rumliegt oder rumkotzt? Es sollte sich einfach mal jeder selbst fragen, was er jeweils für Maßstäbe ansetzt und wie er das rechtfertigen kann.

Zl;ng: Alkohol kann ganze Existenzen zerstören und tut es auch täglich, aber wir verhamlosen es völlig. Jeder sollte sich selbst mal fragen, inwiefern er diese gesellschaftliche Normalität unterstützt oder mitträgt und wie er das für sich rechtfertigen kann.

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