Ich war mal am Rande daran beteiligt, eine der ersten Strecken in DE mit digitaler Stellwerkstechnik umzurüsten. Hier eine unsortierte Gedankensammlung zum Thema:
- Alle mir bekannten Schienennetze sind i.Ggs. zu Individualverkehr mehr oder weniger zentralistisch aufgebaut. Dezentrale Netze müssen erstmal entwickelt werden, damit sie einen wirklichen Vorteil bieten. Das kostet sehr viel Know-How, Zeit und Geld.
- Es gibt aktuell verschiedene Lösungen, Züge zu überwachen, die Systeme sind untereinander nicht kompatibel, daher wurde ein europäischer Standard entwickelt, ETCS. Die Umrüstung kostet Geld und Zeit.
- Lange gab es keine behördliche Vorgaben wie u.a. die Sicherheit vor externen Gefahren oder Rückfallebenen, Schnittstellen, Überwachung etc. gewährleistet werden können. Es gibt konkrete Vorschläge, die aber m.W. noch nicht offiziell für die Serienreife bestätigt wurden.
- Personal: Natürlich könnte man einen Großteil der Ticketkontrollen ersetzen, z.B. indem man eine Kontrolle vor Betreten des Zuges durchführt. Ist glaube ich in Japan und in England so. Der letzte große Versuch mittels QR-Code im Zug einzuchecken, ist aber an der fehlenden Akzeptanz der Fahrgäste gescheitert. Auch ein Großteil der Personale wären durch moderne Techniken tatsächlich in der Infrastruktur möglich, z.B. durch moderne Umschlaganlagen oder Stellwerke, welche ein Fernsteuern aus der Ferne ermöglichen. Die notwendige Technik dafür existiert im Prinzip. Bis diese neue Technik aber wirklich eine Rolle spielt, vergehen sicher noch einige Jahre. Personale einsparen scheitert oft an den Betriebsvereinbarungen in den Unternehmen.
- Know-How: Es herrscht ein extremes Ungleichgewicht zwischen den Betreibern der Infrastruktur und den wenigen Herstellern. Das macht die Weiterentwicklung schwierig, weil man sich nicht an zu stark an einen Hersteller binden darf.
Ich bin absoluter Verfechter von mehr Digitalisierung, habe aber das Gefühl in DE scheitert es wieder einmal an der Bürokratie, die eben sehr viel Geld und Zeit kostet. Ende offen.