Das richtige Problem ist nicht Strache oder die FPÖ. Das hab ich mir auch ganz lange eingeredet aber gerade der gestrige Nachmittag hat immens verdeutlicht, weshalb die FPÖ so erfolgreich ist in ihrem Kreuzzug gegen das Etablissement.
Habt ihr dem Pühringer zugehört? Das ist ein Mann der das Land OÖ seit 20 Jahren eisern in seinen festen Händen hält. OÖ ist seit ich denken kann DIE ÖVP Hochburg schlechthin: bodenständig, christlich, urtümlich und mit vielen KMU. Einer der Wirtschaftsmotoren Österreichs eben. Ein wunderschönes Bundesland in das die ÖVP immer gut hineingepasst hat.
Pühringer ist nach 20 Jahren verblendet, hat den Bezug zur Realität verloren und gehört einfach dem Etablissement an, das so viele Leute abwählen wollten. Ich glaub gar nicht, dass es um rechts oder links geht... um FPÖ oder halt wer anderer... ich glaub es geht darum, dass die ÖVP seit Jahren schon in einer ganz tiefen Identitätskrise steckt und Pühringer genauso wie Pröll in NÖ die Speerspitze der Krise personifizieren. Man klebt an der Macht, man weiß aber gar nicht mehr warum man sie eigentlich bekommen hat. Man hat aufgehört sich weiterzuentwickeln, am "Puls der Zeit" sein, wie man so schön sagt.
Pühringer schiebt die Wahlniederlage doch tatsächlich auf die Flüchtlings/Asyl-Thematik, negiert aber, dass die Blauen vor Monaten schon das Burgenland überrumpelt haben, in der Steiermark zu alter Kraft aufgestiegen sind... ehrlich?! Ich glaub, dass das Thema tatsächlich ein Faktor war, aber das ganze Ergebnis bzw. die fundamentalen Verschiebungen daran festzumachen finde ich einfach nur unreflektiert und das beste Mittel um bei der nächsten Wahl noch mehr abzurutschen. Das richtige Problem ist, dass die ÖVP wie auch die SPÖ mittlerweile nur noch für die Richtung "mitte-rechts" und "mitte-links" stehen, inhaltlich aber nicht sehr viel zu bieten haben und das gilt es, so schnell wie möglich anzugreifen. Die alten Parteien brauchen ASAP einen inhaltlichen Neu-Anstrich der tatsächlich auf das eingeht, was die Bevölkerung will. Außerdem braucht es frisches Blut an neuen Leuten die den Parteien wieder eine gewisse Basis an Nähe geben.
Ich hoffe, dass die ÖVP aus dem Dilemma in OÖ lernt. Ich hoffe, dass sie eh schon längst dran sind, sich intern zu reformieren und progressiver in die Zukunft zu gehen als bisher. Sie hatten eigentlich lange Zeit... die letzten Wahlen waren allesamt Denkzettel für sie. Wenn sie es halbwegs früh bemerken, haben sie möglicherweise einen zeitlichen Vorsprung vor der SPÖ die sich die richtig fette Watschen bei der Wien-Wahl abholen muss um hoffentlich einmal aufzuwachen.
Ich gönne den großen Parteien einen Weckruf der sie neu und frisch ausrichtet. Die Blauen, so hab ichs im Gefühl, werden mit der Verantwortung die sie bekommen haben sowieso nicht umgehen können - ich hoffe nur, dass sie in den paar Jahren die sie werken können nicht all zu viel Blödsinn ausrichten können.
Vielleicht braucht es auch eine FPÖ als Warn-Mal an die großen Parteien um stetig auf der Hut zu sein... vielleicht wird man ohne die Angst vor schlimmen Zeiten im Rücken einfach zu lasch. Ich weiß es nicht... aber für irgendwas wird das ganze ja gut sein...