Konnte eine Ausgabe vom Gamesmarkt abgreifen, Scans folgen morgen.

Hier mal der Artikel in Getippter Form.

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Teil 1:

Das Regal dort ist wenigstens schon aufgeräumt“, sagt Daniel Budiman, einer der Gründer von Rocket Beans, in der Kaffeeküche des Internetsenders und zeigt auf ein Ikea- Regal, in dem Kabel und Schalter liegen: ordentlich aufgewickelt und in Kisten sortiert. Ansonsten „gibt es noch viel zu tun“. Nicht nur in den Räumlichkeiten mit ihrem wild zusammengeworfenen Mobiliar, sondern auch in der Firma, die beileibe noch keineswegs etabliert ist. Immer noch gleicht sie mehr einem unaufgeräumten Regal als einer ordentlichen Wohnung. Dennoch ist der selbst ernannte Indie-Sender zu einem der innovativsten und eigenwilligsten Fernsehprojekte der letzten Zeit geworden. Ein chaotisch-charmanter Wegweiser für das, was Fern sehen zwischen öffentlich-rechtlichem Stillstand und durchformatiertem Privatfernsehen sein kann. Ein Jahr alt ist Rocket Beans jetzt, gestartet am 15. Januar 2015. Ein ambitioniertes Projekt: „Wir wollten einen Sender machen, der 24 Stunden an jedem Tag der Woche Programm macht“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Arno Heinisch. Rocket Beans ist damit der weltweit erste Internetsender, der rund um die Uhr über TwitchTV sendet. Hauptsächlich sind es eigene Produktionen. Ein paar ausgesuchte Formate, denen man Raum bieten möchte, ergänzen das Programm. Entstanden ist der Sender aus der seit 2011 von der Rocket Beans GmbH betriebenen ehemaligen Game One-Redaktion bei MTV. Doch das Programm weist inzwischen weit über Gaming hinaus, erschließt sich popkulturelle Nischen vom DJ-Set am Abend über eine Gadget-Show zu Let’s Play oder gar einer Sendung über das Flippern. Was gefällt, wird erst mal gemacht. Ob es funktioniert, wird sich zeigen. Rocket Beans funktioniert. Bisher. Die Zahl der Festangestellten ist von 25 auf 55 Mitarbeiter gewachsen, die Finanzierung ist solide. Doch der nächste Schritt muss sitzen. Die Wandlung vom chaotischen Start-up zu einer Firma mit solider Struktur muss in diesem Jahr angegangen werden, wobei der Charme des Unfertigen nicht verloren gehen darf. Ein Gang durch die Räume von Rocket Beans im Hamburger Schanzenviertel zeigt den Mut zur Unordnung und den Kampf gegen das Chaos deutlich. Die Büros atmen den Geist von Suche und Baustelle. Es geht Treppen hinauf und hinab, in einen Hauseingang rein, aus dem nächsten wieder raus. Man expandiert. Die Fahrradwerkstatt nebenan geht raus, Rocket Beans geht rein, zwei Stockwerke über dem eigentlichen Studio sind auch schon angemietet. Hier ein Lager voller Kulissen, da weitere Schreibtische. Studios, in denen abgewetzte Sofas und Krimskrams mit moderner Aufnahmetechnik kollidieren. Jede noch so kleine Ecke in den verwinkelten Altbaubüros wird genutzt. Und doch wirkt nichts so, als hätte es vor dem Haus einen Unfall zwischen einem Sperrmülltransporter und einem Übertragungswagen gegeben. Das Haus lebt, wächst und fühlt sich trotz allem organisch an. Auch wenn das vielleicht Zufall ist. „Das erste Jahr haben wir damit verbracht, Löcher zu stopfen und Baustellen zu bearbeiten“, sagt Geschäftsführer Heinisch, während er seinen Ingwertee trinkt, um die Erkältung auszutreiben, die ihn seit einigen Tagen begleitet. Obwohl er angeschlagen aussieht, redet er begeistert von seinem Projekt, wird dabei von Daniel Budiman abgelöst, der erst vorsichtig zur Tür hereinspäht und sich dann mit an den Tisch setzt. Die beiden sind neben den weiteren Game One- und Giga-Urgesteinen Simon Krätschmer, Nils Bomhoff und Etienne Gardé Gründer und Gesellschafter der Rocket Beans GmbH. Beide werfen sich Sätze zu, ergänzen Ideen, versuchen zu erklären, wie Rocket Beans eigentlich funktioniert, beziehungsweise was Rocket Beans ist. Sie haben darin Übung, schließlich wollten nicht nur die Teilnehmer der TwitchTV-Konferenz in San Francisco von ihnen wissen, wie Rocket Beans funktioniert. Auch Fernsehmacher aus Deutschland fragen inzwischen sehr genau nach. Schließlich gibt ihnen der Erfolg von Rocket Beans Hoffnung, dass das Internet nicht den Tod des Fernsehens bedeutet, sondern dass auch dort gut und erfolgreich gearbeitet werden kann, wenn man die Stärken des Mediums begreift: Offenheit, Transparenz, Gemeinschaft. „Wir sind von vielen Leuten für wahnsinnig erklärt worden, als wir unsere Pläne vorgestellt haben,“ sagt Heinisch. Wie soll ein Internetsender 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche funktionieren? Und vor allem: Wie soll er finanziert werden? Dabei war der Schritt naheliegend. MTV hat den Vertrag für Game One zu Ende 2014 gekündigt, einen Folgeauftrag gab es nicht. Heinisch hätte also den Rocket-Beans-Angestellten kündigen, den Laden dichtmachen müssen. Eine Situation, in der man nichts mehr verlieren und stattdessen etwas Neues wagen konnte. Vor allem da die ersten Schritte schon gemacht waren. Rocket Beans belieferte seit Juni 2012 einen von vielen Fans geschätzten, gut funktionierenden YouTube-Kanal. Und dass MTV Game One absetzen würde, war spätestens dann kein großes Geheimnis mehr, als das Format nur noch vierzehntäglich ausgestrahlt wurde. Dennoch: „Wir hatten kaum Zeit, uns vorzubereiten“, sagt Heinisch. Und während andere wahrscheinlich versucht hätten, neue Konzepte zu verkaufen und neue Sendungen zu machen, ist Rocket Beans einen anderen Weg gegangen: in die Unabhängigkeit, weg von etablierten Sendern, etwas Eigenes auf die Beine stellen. Und das nicht allein, sondern gemeinsam mit den Fans. Sie waren es, die das Wagnis kalkulierbar machten. „Wir haben im Herbst 2014 einen Aufruf gestartet“, sagt Heinisch. Fans sollten ihnen Geld geben, wenn sie mehr Rocket Beans sehen wollen, sollten ihre privaten Bestellungen bei Amazon über spezielle Links tätigen oder einfach so viel spenden, wie ihnen das Programm wert war. Die Resonanz war überwältigend. „Wir haben nicht nur viele Spenden erhalten, wir haben auch sicher 20.000 Mails bekommen, in denen die Spender uns genau erklärt haben, warum sie sich mit uns so verbunden fühlen.“ Und nebenbei noch praktische Hilfe anboten. Auf Crowdfunding hat Heinisch ganz bewusst verzichtet, um keine neuen Abhängigkeiten zu schaffen und Erwartungen zu schüren, die Rocket Beans nicht erfüllen konnte — und auch noch nicht kann.

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