Polizei: Todesfall »nicht medienrelevant«. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hielt Tod in Polizeigewahrsam für nicht berichtenswert.

Die Wuppertaler Öffentlichkeit erfuhr nichts von dem Vorfall in
Polizeigewahrsam. Das geschah erst am Samstag, und zwar über
erstaunliche Umwege. Auf dem Athener Ableger der linken
Nachrichtenplattform Indymedia erschienen ein kurzer Text und ein Video.
In dem verwackelten Video ist nur zu erahnen, dass mehrere Polizisten
versuchen, einen am Boden liegenden Mann zu fixieren. Die filmende
Person beschwert sich bitterlich über die Festnahme und fängt an zu
weinen. Sie ruft, dass der am Boden Liegende ein Kind sei. Die
Polizisten fordern sie auf, Abstand zu halten, die Kamera ihres Telefons
auszuschalten und ihnen ihren Ausweis zu geben. In dem kurzen Text bei
Indymedia werden Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Es gebe kein
forensisches Gutachten, den Angehörigen sei nicht erlaubt worden, die
Leiche zu sehen. Über den Kurnachrichtendienst Twitter erreichte das
Video am Samstagabend auch die Öffentlichkeit in Deutschland.

Gegenüber dem »nd« erklärt die Staatsanwaltschaft Wuppertal am
Sonntagmorgen, dass es inzwischen eine Obduktion gegeben hat. Diese habe
keine Hinweise darauf gegeben, dass das Verhalten der Polizei mit dem
Tod des jungen Mannes zusammenhänge. Man warte noch ein toxikologisches
Gutachten ab, da es Hinweise darauf gebe, dass der Mann in der Nacht
Drogen konsumiert habe. Mit den Ermittlungen habe die Staatsanwaltschaft
aus Neutralitätsgründen die Polizei Hagen beauftragt. Auf die Frage,
warum der Todesfall in Polizeigewahrsam nicht öffentlich gemacht wurde,
erklärte der Staatsanwalt, man habe einen »internistischen Notfall« mit
Todesfolge nicht für »medienrelevant« gehalten.

Im Internet ist die Wut nach dem Todesfall groß. Seit 1990 zählt die Kampagne »Death in Custody« 199 Todesfälle von People of Color und von Rassismus betroffenen
Personen. Gegenüber dem »nd« erklärte »Death in Custody«, dass »ein
großer Teil des Polizeiproblems darin besteht, dass Fehlverhalten und etwaige Verbrechen vertuscht, Angehörige und die Öffentlichkeit nicht informiert werden«.
Das sei auch in Wuppertal zu vermuten. Die Aussagen zu Drogenkonsum
kriminalisierten den Toten im Nachhinein. Das sei ein übliches Muster.

/r/de Thread Link - nd-aktuell.de