Welche Berufe haben heute einen schlechten Ruf, die man vor 15-20 Jahren noch geschätzt hat?

Das ist aber glaub ich auch so nen Dorf-Stadt-Ding.

Bin selber aufm Dorf aufgewachsen und unser Pfarrer war ein ESSENTIELLER Bestandteil der Dorfgemeinschaft.

Sich engagtiert bei der Stadt, dass ein neues Spielplatz gebaut wird, bzw neue "Attraktionen" dafür bereit gestellt werden oder die alten "saniert" werden etc.

Alte Leute zum Geburtstag besucht, Leute im Krankenhaus besucht, oder bei längerer Krankheit zuhause, wenn Ehepartner gestorben sind oder einfach alter Leute, die nach dem Tod des Partners "alleine" waren...immer ein offenes Ohr für alle möglichen Belange gehabt. Einige Male ging er sogar mit meiner Großmutter zum Arzt, die nicht mehr wirklich gut mobil war und an den Tagen aus der Familie keiner Zeit hatte sie zu begleiten. ...und als mein Opa im Pflegeheim war, hat er ihn dort auch besucht, obwohl das Pflegeheim in der Nachbarstadt war und insofern gar nicht mehr in seinen "Zuständigkeitsbereich" gefallen ist.

Ich war NIE gläubig und hab es gehasst, dass meine Eltern mich anfangs Sonntags immer in die Kirche mitgeschleppt haben (bis ich so ca 14 Jahre alt war), obwohl sie selbst nicht einnmal sehr gläubig waren, aber mein Vater war der Schulleiter der örtlichen Grundschule und es gehörte quasi "dazu", zumal da dann auch teils Austausch mit Eltern der Schüler in "inoffiziellem" Rahmen stattfand bzw die Leute sich danach einfach noch für ne halbe Stunde mit anderen Leuten ausm Dorf unterhalten haben.

War halt Dorf und im Nachhinein würd ich sagen, dass der sonntägliche Kirchgang eher so'n "community" Ding auch war, als dass die Leute alle wirklich gläubig gewesen wären.

Damals hab ich diesen Dorf-Klüngel auch gehasst irgendwie, aber mittlerweile -nach 2 Jahrzehnten in Großstädten- seh ich schon, was Leute toll an sowas finden bzw was die Vorteile davon sind/ sein können.

Aber für unseren Pfarrer hatte ich immer wahnsinnig viel Respekt empfunden, vor allem weil er halt wirklich nen "guter Mensch" war und er war auch immer sehr "weltlich"..also schon gläubiger Christ, aber halt mit beiden Füssen aufm Boden und in der Realität.

Als mein Opa starb hat er meine Oma ein paar mal besucht und einmal war ich gerade auch zu besuch bei ihr...das war halt wirkliche Trauerbegleitung, vor allem zuhören und ohne jetzt von Bibel, Himmel oder sonstigem Mumpitz zu reden.

Je größer die Stadt, desto weniger "Gemeinschaft" glaub ich, vor allem, da in größeren Städten und vor allem Großstädten das Leben ohnehin viel anonymer ist.

...und gerade in solchen Kontexten wärs imho umso wichtiger, wenn solche Arbeit geleistet werden könnte/ würde, Stichwort Stadtteilarbeit etc.

/r/FragReddit Thread Parent