Tu das was du liebst?

Also, ich bin Psychologe und tue tatsächlich etwas, was ich liebe. Ich habe mal als Student im Consulting gearbeitet, das war zwar geil, aber da war mir klar, dass mir das auf Dauer zu viel Arbeit ist. Arbeit in der Klinik macht auch Spaß (bin ein Team-Typ), ist aber nicht so gut bezahlt wie in der eigenen Praxis, außerdem sind gute Kliniken und nette Stationen schwer zu finden. In der Praxis macht man pi mal Daumen 100k im Jahr auf eine 30h Stelle mit großzügigem Urlaub und hohen laufenden Kosten, das Steigerungspotenzial ist aber überschaubar (Gruppentherapie lohnt sich noch mehr, sonst müsste man ein Buch schreiben o.Ä.)

Anyway, meine Erfahrung ist, dass für viele junge Leute, oft Migranten, aus einfachen Verhältnissen, Geld sehr wichtig ist. Für mich ist das 100% nachvollziehbar, "Sorge dich nicht, lebe" lässt sich halt viel einfacher sagen, wenn man im Hinterkopf hat, dass man z.B. das einzige Enkelkind von Menschen mit Immobilienbesitz und Aktienportfolio ist. Ich hatte aber schon einige Patienten, die sich mit 40, wenn sie das endlich haben, was sie scheinbar immer haben wollten, sehr leer fühlen und sich fragen, ob es nicht mehr im Leben gibt. Dieses "mehr" solltest du im Auge behalten - es ist einfach, Scheuklappen aufzusetzen, hart zu hackeln und geradeaus zu laufen. Den Blick schweifen zu lassen, trotz Ehrgeiz auch so etwas wie Empfindsamkeit zu lassen zu können, Freundschaften aufzubauen, sich zu bilden, statt die ganze Persönlichkeit auf ein Ziel zu fokussieren: Das ist gar nicht so leicht. Aber es ist sehr lohnenswert, zu lernen, am die Rosen am Wegesrand zu riechen.

/r/Finanzen Thread